Ein klein wenig mehr…

Wenn es um Kilokalorien und Gewicht geht, denken viele Menschen in großen Maßstäben. Da wird schnell über 2000 oder 3000 Kilokalorien gesprochen, oder über 10 oder 20 kg zuviel. Diese Betrachtung erzeugt ein Ungleichgewicht in der Wahrnehmung. Scheinbar spielt nur das Große und dramatisch Erkennbare eine Rolle, dabei entsteht genau dieses aber aus dem alltäglichen kleinen „Zuviel“.

Übergewicht ist vor allem Fettgewebe. Die Menge Energie, die im Fett enthalten ist, lässt sich natürlich berechnen. Wir wissen, dass zum Aufbau von einem Kilogramm Fettgewebe rund 17.000 kcal notwendig sind. Das ist scheinbar ziemlich viel. Aber eben nur scheinbar. Täglich 100 kcal mehr aufgenommen, als unser Organismus unter sinnvollen Bedingungen verwerten kann, bedeutet eben in einem Jahr ein Plus von etwa 36.000 kcal. Macht eine Gewichtszunahme von 2 kg. In nur einem Jahr. Vielleicht kennen Sie diese 2 kg aus dem letzten Jahr und fragen sich, woher sie kommen. Die Antwort liegt genau hier.

100 kcal pro Tag. Wieviel ist das eigentlich? Die folgende Tabelle gibt einen kleinen Überblick.

Tabelle: Menge pro 100 kcal für ausgewählte Nahrung-, Lebens- und Genussmittel
Menge pro 100 kcal für ausgewählte Nahrung-, Lebens- und Genussmittel

Wie sofort erkennbar, ist die Menge gern konsumierter Nahrungs-, Lebens- und Genussmittel gering, die es braucht, um ein ganz klein wenig oberhalb des täglichen Energie-Limits zu landen. Und weil es so wenig ist, bemerkt es auch niemand nach ein oder zwei Wochen. Aber wenn nach einem halben Jahr die Hose oder der Rock doch enger geworden sind, dann stellen wir plötzlich fest, dass wir wieder ein wenig zugenommen haben.

Zum Glück ist das ja keine Einbahnstrasse. Denn wenn wir die Energie gespeichert haben bedeutet das im Umkehrschluss, dass wir auch etwa soviel Energie aus der Rück-Umwandlung von Fett in Glukose für unseren Energiebedarf gewinnen können und damit das Fettgewebe wieder abbauen. Allerdings steht effektiv unseren Zellen daraus weniger Energie zur Verfügung als ursprünglich „eingelagert“, da auch die Rückgewinnung Energie benötigt. Es ist also kein Perpetuum mobile, sondern benötigt in die eine wie in die andere Richtung einen gewissen Energieeinsatz, der anderen Funktionen damit verlorengeht.

Entscheidend für die Umkehr ist jedoch etwas anderes: Während wir für den Aufbau der Energiereserven – dem Fettgewebe – nur ein paar Kalorien mehr aufnehmen mussten als notwendig, müssen wir nun für deren Abbau diese Menge Energie weniger aufnehmen oder mehr verbrauchen. In der Praxis heißt das, dass wir entweder mehr Sport treiben und damit den Energieverbrauch bei gleichbleibender Aufnahme erhöhen oder weniger bzw. anders essen und damit die Aufnahme bei gleichbleibendem Verbrauch vermindern.

Insbesondere letzteres ist schwer (manche sagen, beides wäre es). Genau dieser Zusammenhang zwischen der genussvollen Fettvermehrung und der verzichtsvollen Verminderung der Energieaufnahme ist einer der Gründe, warum das Abnehmen sich so schwierig gestaltet. Während wir in die eine Richtung einfach so leben konnten wie wir wollten, müssen wir nun, da das Fett wieder verschwinden soll, aufpassen, etwas ändern, irgendwie uns anstrengen. Ohne wirkliche Idee einer veränderten Lebens- und Ernährungsgestaltung muss das auf Dauer und häufig mißlingen.

Das ganze Geheimnis besteht also darin, die Empfindung des schmerzvollen Verzichts zu vermeiden, um auf Dauer erfolgreich zu sein. Und genau hier muss ein wesentlicher Teil ärztlicher Unterstützung liegen.

Wie das geht? Das erzähle ich Ihnen gern in einem anderen Beitrag.

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