Newsletter #3
Okinawa, Japan
Ähnlich wie der Begriff „Ikigai“ entstammt auch „Hara hachi bu“ dem Besuch Dan Buettners für sein Buch „Blue Zones“ auf der Insel Okinawa.
Übersetzt ins Deutsche bedeutet es soviel wie „daran denken, mit essen aufzuhören, bevor man satt ist“. Es beschreibt nichts anderes als eine kluge Beschränkung der Nahrungsaufnahme, bevor das komplette Sättigungsgefühl eingetreten ist.
Was bewirkt eine solche Verhaltensweise? Wir wissen, dass das Sättigungsgefühl der körperlichen Sättigung immer etwas hinterher hinkt. Grund dafür ist die verzögerte Signalübermittlung, was sowohl bei zucker- als auch fetthaltigen Mahlzeiten der Fall ist. Zucker wird zwar rasch aufgenommen und führt zur Gegenregulation des Blutzuckerspiegels, aber wir haben eine relativ hohe Toleranz gegenüber aufgenommenem Zucker, bis eine Sättigung, die dann eher einem Widerwillen gleicht, die weitere Aufnahme unterbindet.
Die Spaltung und Resorption von Fett sowie dessen Verarbeitung im Stoffwechsel dauert deutlich länger und fällt daher als rechtzeitig wirkender Sättigungsfaktor aus. Hier spielt eher die Magenfüllung und -dehnung die entscheidende Rolle. Aber auch hier erhalten wir für eine vernünftige, also rechtzeitige Regulation unseres Essverhaltens zu spät das Stopp-Kommando. Denn der Magen muss zunächst ordentlich gefüllt sein, bis die Sättigungsgrenze erreicht wird. Und was einmal im Magen ist, wird dann auch größtenteils vom Organismus aufgenommen, und somit ist einem „Zuviel“ an Nahrungsaufnahme der Weg geebnet.
Falls Sie jetzt einwenden, dass diese Regelung durch die Natur irgendwie nicht sehr clever ist und Ihnen nur das (Gewichts)Leben schwer macht, dann vergessen Sie, dass unser Nahrungsangebot nicht schon immer so zahlreich und umfangreich und die Bewegungslosigkeit nicht schon immer so ausgeprägt waren, wie sie heute sind. Evolutionsbiologisch macht eine solche verzögerte Sättigungsübermittlung Sinn, denn wenn es einmal Nahrung im Überfluss gab, sollte möglichst viel hinein, um eine Zeit davon zehren zu können. Also Zucker und Fett bis zum Abwinken, da die damalige Lebensweise mit einer großen Unsicherheit des Nahrungsangebotes einherging und eine Menge Stoffwechsel-Energie benötigte.
Aber wir leben heute anders. Daher hilft die bewußte Führung der Gedanken und damit des Essverhaltens zu einer Begrenzung auf zwei Drittel oder drei Viertel der unmittelbar beim Essen empfunden Sättigung gegen die wiederholte übermäßige Kalorienzufuhr.
Praktisch gesehen heißt das natürlich nicht, dass Sie jedes mal ein Viertel Ihrer Mahlzeit wegwerfen sollen. Zu Hause wissen Sie, wieviel Sie normalerweise essen. Kochen Sie einfach nur drei Viertel davon, dann können Sie alles aufessen und nutzen trotzdem die Vorteile des hier vorgestellten Prinzips.
Versuchen Sie es bei jeder Mahlzeit. Sie werden sehen, es funktioniert.
Und falls Sie sich am Ende der Mahlzeit doch noch ein wenig hungrig fühlen, haben Sie Geduld, unterhalten Sie sich ein wenig und warten Sie einfach 10 Minuten. Dann sind Sie satt.
Um genauer zu verstehen, wie verschiedene Nahrungsbestandteile in unserem Organismus wirken, fangen wir im heutigen Beitrag mit dem Zucker an.
Viel Spaß beim Lesen.