Newsletter #8
Was empfinden wir als Gefahr? Wenn wir wissen, dass etwas unsere körperliche Unversehrtheit bedrohen kann, bis zum Verlust des Lebens. Aber woher wissen wir das? Woher wissen wir, wann das so ist und wann nicht? Dass das Auto, welches schnell auf uns zugefahren kommt, eine Gefahr darstellt, während ein anderes, welches einhundert Meter weiter die Kreuzung überquert, es nicht ist? Dass ein Herzinfarkt eine Gefahr ist, ein Schnupfen nicht?
Natürlich aus unseren Erfahrungen. Manches ist Teil unseres genetischen Gedächtnisses, manches haben wir selbst erlebt und als Erfahrung abgespeichert, und Situationen, die an uns vorübergegangen sind, haben wir meist irgendwann einmal gesehen oder in unserem Umfeld miterlebt.
Die empfundene Bedrohung
Dies vorausgesetzt stellt sich die Frage: Warum haben wir eigentlich Angst vor dem Corona-Virus SARS-CoV-2? Wir können es nicht sehen, also bedroht es uns auch nicht direkt. Und was uns nicht direkt bedroht, erzeugt normalerweise auch keine Angst. Also, was ist es dann?
Wir glauben einfach, dass es gefährlich ist und eine Gefahr darstellt, weil wir glauben, dass es doch schon so viele so schwer getroffen hat und viele sogar daran verstorben sind.
Lassen Sie uns ein kleines Experiment machen: Zählen Sie doch bitte einmal in Gedanken alle Ihre Verwandten, Freunde und Bekannten durch. Wie viele sind es? Wahrscheinlich ein paar mehr als 30, vielleicht 50 oder sogar 100. Und dann fragen Sie sich doch einmal, von wie vielen dieser Personen (Sie eingeschlossen) Sie wissen, dass sie an dem Corona-Virus erkrankt waren oder es gerade sind. Ich meine, nicht positiv getestet oder Kontaktperson in Quarantäne und dann war da nichts. Richtig erkrankt, so mit Husten, Fieber, Schnupfen und Kopfschmerzen.
Wie viele sind es? Einer? Oder vielleicht zwei? Aber sicher nicht mehr als drei. Dann bedeutet das: Vielleicht ein bis drei Menschen in unserem individuellen Umfeld waren an einer Virusinfektion erkrankt, und das in einem Zeitraum von anderthalb Jahren. Und wie viele davon mussten wegen dieser Erkrankung stationär im Krankenhaus behandelt werden? Wahrscheinlich niemand, und wenn, dann vielleicht einer. Und ich hoffe natürlich sehr, dass niemand verstorben ist. Klingt das irgendwie bedrohlich? Wohl eher nicht.
Wenn das alles so ist und wir die Gefahr eigentlich gar nicht sehen können, warum glauben wir dann, dass dieses Virus und die bei einem Befall resultierende Infektion eine Gefahr für uns darstellt?
Woher kommen die „Fälle“?
Um sich der Beantwortung dieser Frage zu nähern macht es Sinn, wieder einmal auf die täglich rapportierten Zahlen des Robert-Koch-Institutes zu schauen. Dort finden wir die schier gewaltig erscheinende aktuelle Gesamtzahl von fast 4,5 Millionen „Fällen“ seit März 2020. Viereinhalb Millionen! Da kann einem schon Angst und Bange werden, und das Gefühl, als nächster dran zu sein, lässt sich kaum verleugnen.
Aber ist das so? Zunächst einmal – auch wenn 4,5 Millionen ein große Zahl ist, es sind nicht mehr als 5 % der deutschen Bevölkerung; das heißt, von 100 Mitbürgern waren in den letzten anderthalb Jahren gerade einmal 5 mit einem positiven Testergebnis „auffällig“, während die 95 anderen in diesen anderthalb Jahren mit dem Virus nicht das Geringste zu tun hatten oder es zumindest nicht bemerkt haben. Glauben Sie unter diesen Umständen, dass Sie in den kommenden Wochen eher zu den 95 oder eher zu den 5 gehören werden? Ich denke, es ist klar, wohin das Pendel schwingt.
Die Funktion von PCR-Tests
Aber immerhin sind diese 5 % trotzdem mehr „Fälle“, als wir in unserem Umfeld erinnern können. Was sind das also für „Fälle“, von denen hier die Rede ist?
Das ist leider genau das Problem – es sind eben keine „Fälle“.
Es sind einfach nur Laborergebnisse eines PCR-Tests*, die immer dann, wenn dieser Test positiv ausfiel, zu einem „Fall“ umgewandelt und gezählt wurden und werden. Ich will mich hier nicht zu sehr in den Details der PCR-Tests verlieren; aber wichtig zu wissen in diesem Zusammenhang ist: ein PCR-Test weist nicht das Virus nach, sondern und ausschließlich Bruchstücke des genetischen Materials von Viren, indem er das, was vorgegeben ist, mit dem vergleicht, was sich in einer per Abstrich gewonnenen Probe befindet.
Das ist stark vereinfacht, beschreibt aber das Grundprinzip. Gibt es ausreichend Übereinstimmung, fällt der Test positiv aus, wenn nicht, eben negativ. Das ist in den entsprechenden Institutionen, wie dem Robert-Koch-Institut, dem Paul-Ehrlich-Institut oder auch bei der WHO in Genf natürlich bekannt. Und natürlich wissen das auch die Entwickler und Hersteller der Tests. Letztere legen übrigens mit der „Ausstattung“ der Tests auch fest, ab wann der Grad einer Übereinstimmung als positiv zu bewerten ist.
Noch einmal zur Verdeutlichung: Der PCR-Test ist nicht in der Lage, das Corona-Virus an sich nachzuweisen; damit ist es auch nicht möglich, mittels PCR-Test eine Infektion zu erkennen. Diese ist erst dann gegeben, wenn neben einem Nachweis des Virus auch eine klinische Folge in Form von Symptomen erkennbar ist, also bei einer Corona-Virus-Infektion die typischen Zeichen eines Befalls der oberen Luftwege mit Husten, Schleimabsonderung und Fieber. Das mag in dem einen Fall mehr, in dem anderen weniger ausgeprägt sein, aber das allein ist der Nachweis einer bestehenden Infektion. Und nur diese hat eine Relevanz für die Betroffenen, nicht das positive Testergebnis.
*PCR steht für Polymerase-Kettenreaktion oder eben polymerase chain reaction
„Feuer!“
Nun ist es aber so, dass niemand in Deutschland weiß, wie viele Infizierte mit dem Corona-Virus SARS-CoV-2 es in den letzten anderthalb Jahren wirklich gab. Noch einmal: Niemand weiß es, weil es schlicht nicht erfasst wurde und wird. Als „Ersatz“ dient daher die Umwandlung positiver Testergebnisse in „Fälle“.
All das wäre nicht so tragisch und könnte unter „administrativer Schwachstelle“ abgetan werden, wenn nicht genau die Zahl dieser „Fälle“ Basis und Begründung aller Maßnahmen der letzten anderthalb Jahre gewesen wäre, vom Lockdown über das Maskentragen bis hin zu „2G“ und Impfnotwendigkeit.
Aus diesen „Fällen“ entsteht nämlich auch die berühmte Inzidenz, und diese wiederum ist im Infektionsschutzgesetz festgeschriebene Basis für verschiedene Massnahmen, die bei 25 oder 50 oder darüber zu ergreifen sind.
Und genau deshalb empfinden wir etwas, was wir nicht sehen und in den allermeisten Fällen nicht spüren, als Gefahr; irgendwie diffus und nicht fassbar und daher um so bedrohlicher. Aus erhobenen Testergebnissen werden gezählte „Fälle“, und die „Fälle“ erzählen uns die Geschichte der Bedrohung.
Haben Sie noch Lust auf ein zweites kurzes Experiment? Dann bitte ich Sie vor dem Weiterlesen, zunächst den nebenstehenden Zeitungsausschnitt aus einer kürzlich erschienenen regionalen Tageszeitung zu lesen.
Und – was ist bei Ihnen hängen geblieben? Sicher so etwas wie: „Auf einer Palliativstation in einem Krankenhaus gab es einen Corona-Ausbruch. Neun von zehn Patienten waren infiziert. Zwei sind verstorben. Schuld war eine Ungeimpfte.“ Dramatik pur. In unserem Kopf bleibt die Abfolge der Begriffe „hilflose Menschen – Corona-Ausbruch – fehlende Impfung – Tote“. Das erzeugt Assoziationen und Bilder; und schon wird das Päckchen der Angst zumindest bei Menschen in Schwerin und Umgebung ein wenig größer. Über den Wert der auch hier vorgenommenen Gleichsetzung von „positiv getestet“ und „Corona-Infektion“ habe ich oben bereits geschrieben.
Korrekt wäre dagegen: „Auf einer Palliativstation gab es bei neun von zehn Patienten einen positiven PCR-Test. Unabhängig davon sind zwei Patienten mittlerweile an ihrer schweren Grunderkrankung verstorben. Es ist nicht bekannt, ob jemand vom Pflegepersonal eine Virusart auf die Station gebracht hat.“ Selbst diese Mitteilung wäre sachlich unangemessen, da die beiden Verstorbenen (es ist eine Palliativstation!) überhaupt nichts mit dem eigentlichen Sachverhalt zu tun haben und daher nur der Dramatik dienen. So hieße es dann: „Auf einer Palliativstation gab es bei neun von zehn Patienten einen positiven PCR-Test. Es ist nicht bekannt, ob jemand vom Pflegepersonal eine Virusart auf die Station gebracht hat.“
Das fühlt sich schon deutlich weniger bedrohlich an. Und falls wir uns noch darauf einigen könnten, dass auch eine durch nichts unterlegte Vermutung hierbei keinen Platz hat und daher der Hinweis auf das Pflegepersonal entfallen könnte, bleibt am Ende sachlich korrekt festzuhalten: „Auf einer Palliativstation gab es bei neun von zehn Patienten einen positiven PCR-Test.“ Aber ist das eine Meldung wert?
Angst und das Gefühl der Bedrohung entstehen in unserem Gehirn und aus vielerlei Gründen neigen wir gerade bei eher komplexen und unübersichtlichen Sachverhalten sehr zur Vereinfachung. Damit sind wir leicht manipulierbar. Stellen Sie sich mitten in einen voll besetzten Saal und rufen Sie dreimal „Feuer!“. Machen Sie das entsprechende Gesicht, und vielleicht nicht beim ersten Mal, aber spätestens beim dritten Mal fangen alle an, zum Ausgang zu laufen, ohne sich darum zu kümmern, ob das stimmt.
Irgendjemand hat in unserem Leben scheinbar vor einiger Zeit laut und vernehmlich „Feuer!“ gerufen.
Hallo Ralf,
wieder vielen Dank für die bildliche Darstellung der COVID 19 Sachlage. Im Grunde ist es aber schade, dass wir überhaupt uns mit diesem Thema so lange beschäftigen müssen, obwohl wie du schreibst die Verantwortlichen in den Institutionen es genau so sehen müssten wie von Dir dargestellt. Ich stelle mir deshalb die Fragen: Geht es hier eventuell um Profit von Firmen aus dem Gesundheitswesen (seien es Pharmaunternehmen oder andere Einrichtungen) oder will man etwas an dem lebenden Menschen testen, was unter anderen Voraussetzungen verboten und auch teuer gewesen wäre oder will man von größeren Dingen ablenken? Aber wenn ich solche Dinge anspreche werde ich ja meistens in die Verschwörerecke gestellt.
Also bleibe weiterhin Gesund und ich freue mich schon auf weitere Newsletter von dir.
LG Henning
Vielen Dank, Henning. Aus meiner Sicht darf jeder seine Meinung dazu haben, ob die dann von allen geteilt wird, sei dahingestellt. Unterschiedliche Interessen spielen in Politik und Wirtschaft natürlich immer eine Rolle und beeinflussen dadurch auch Entscheidungen.